Mittwoch, 29. Januar 2014

Mk 9, 38-42: Der fremde Wundertäter ist Paulus


Schritt 3 - Von Markus beabsichtigter Zweck dieser Darstellung

Im Schritt 2 wurde gezeigt, dass Markus folgende Jünger bzw. Jüngergruppen in einem negativen Licht darstellt: Petrus, Johannes und Jakobus jeweils als Einzelne, alle drei gemeinsam als Trio sowie die 12 Jünger als gesamte Gruppe. Folgende Negativaspekte werden dabei von Markus betont:

- die 12 Jünger verstehen Jesus nicht, sie erweisen sich als unfähig, die Persönlichkeit von Jesus, seine Worte und sein Wirken zu erfassen, sie werden von Markus als Gegner der Segnung der Kinder beschrieben

Die 12 Apostel äh ... 7 Schwaben
via de.wikipedia
- das Unverständnis gilt für Petrus als Einzelperson auch im Hinblick auf die Auferstehung (Weinen nach der Verleugnung), darüber hinaus erweist sich Petrus als sehr unzuverlässig (Gethsemane), großsprecherisch und feige (Verleugnung Jesu gegenüber einer Magd), vor allem tritt er als Gegner der Passion auf („Hinter mich, Satan!“) und fällt bei der Verfluchung seiner Jüngerschaft anlässlich der Verleugnung von Jesus ab

- Johannes und Jakobus werden zusätzlich als geltungsbedürftige und ehrbegierige Karrieristen beschrieben; betont wird dies im Besonderen bei Johannes, der das Handeln des fremden Wundertäters in Mk 9,38ff untersagen will, weil dieser sich nicht in die Jüngerhierarchie einfügt

Zunächst ist es geboten, dieses Ergebnis kritisch zu überprüfen.

1. Der große Eduard Schweizer, der die hier herauszuarbeitende Sicht unter keinen Umständen geteilt hätte, jedoch ihre in der Luft liegende Möglichkeit spürt, hält angesichts des Evangelienendes (Mk 16,1-8) in Bezug auf Petrus und die Jünger folgendes dagegen:

Dienstag, 21. Januar 2014

Mk 9, 38-42: Der fremde Wundertäter ist Paulus


Schritt 2 - Darstellung des Petrus und der Zwölf im Markusevangelium

I. Die Darstellung des Petrus

Petrus, der Fels via
Ruhr-Uni Bochum
Im Markusevangelium hat Petrus ungefähr 13 Auftritte, in denen sein Charakter jedoch in unterschiedlichem Maß herausgearbeitet wird. In einigen Szenen taucht er nur in einer Statistenrolle auf (z.B. Heilung seiner Schwiegermutter in Mk 1,29ff), in anderen steht er im Zentrum des Handelns (z.B. Ankündigung und Verleugnung des Petrus in Mk 14,54; 14,66ff). Zuletzt ist nur noch die Rede von ihm (Verkündigung des Auferstandenen in Mk 16,7).

Bei Prüfung des nachstehenden Überblicks fällt auf, dass er in der ersten Hälfte des Evangeliums nur kurz in einzelnen Szenen erscheint, ihm in der zweiten Hälfte jedoch mehr Erzählstoff gewidmet ist. Bemerkenswert ist auch seine Abwesenheit (bzw. Nichterwähnung) im 15. Kapitel und vor allem bei der Kreuzigung.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Mk 9,38-42: Der fremde Wundertäter ist Paulus


Mk 9,38-42
: „Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus, und wir verboten's ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt deshalb, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben. Und wer einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.
Paulus via
xnapologetics.wordpress.com

Schritte

1. Überlieferung: Markus als Schüler, Dolmetscher und Sekretär des Petrus
2. Darstellung des Petrus und der Zwölf im Markusevangelium
3. Von Markus beabsichtigter Zweck dieser Darstellung
4. Was wollen Petrus und die Zwölf?
5. Mk 9, 38-42: Der fremde Wundertäter ist Paulus


Schritt 1 - Überlieferung: Markus als Schüler, Dolmetscher und Sekretär des Petrus

Sonntag, 12. Januar 2014

Das unechte Markusende und die Schlangen


Eine heutige Meldung des Evangelischen Pressedienstes („Keine Anklage gegen ‚Schlangen-Pastor’ Andrew Hamblin“) gibt Gelegenheit, die nachträglich angefügten Schlussverse des Markusevangeliums (Mk 16,9-20) zu überdenken:
Schlangentragen 1946
de.wikipedia

Mit seiner Gemeinde in LaFollette im US-Bundesstaat Tennessee betet, singt und tanzt der Geistliche mit Giftschlangen. Ein Geschworenengericht habe nun beschlossen, keine Anklage gegen den Pastor der Tabernakel Kirche Gottes zu erheben … Die Gottesdienste mit Schlangen haben ihren Ursprung Anfang vergangenen Jahrhunderts in der pfingstkirchlichen Erneuerungsbewegung in den USA. Rund 100 Kirchen in Tennessee und benachbarten Bundesstaaten im Südosten der USA feiern unter Berufung auf das Markus-Evangelium Gottesdienste mit Giftschlangen.

Zunächst sei vorsorglich vor Nachahmung gewarnt. Todes- und Verletzungsfälle sind nicht selten.

Die „Schlangen-Stelle“ (Mk 16,18) findet sich nicht im „echten“ Markusevangelium, sondern in den pseudomarkinischen Schlussversen. Aus wissenschaftlicher Sicht kann zur Unechtheit dieser Verse auf Wieland Wilkers Darstellung verwiesen werden.

Ein Wort soll hierzu ergänzt werden …

Samstag, 11. Januar 2014

Das Leser- und das sogenannte Jüngerunverständnis


Wenn vom Jüngerunverständnis im Markusevangelium die Rede ist, muss ich zuweilen schmunzeln. Grund hierfür ist einerseits, dass manche Exegeten damit - vielleicht auch unbewusst - anzudeuten scheinen, dass sie im Gegensatz zu den Jüngern Bescheid wissen. Ist dies aber tatsächlich der Fall?
en.wikipedia

Mk 8, 17-21: „Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr euch doch, dass ihr nicht Brot habt? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein erstarrtes Herz in euch? Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret nicht, und denket nicht daran, da ich fünf Brote brach unter fünftausend: wie viel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf ? Sie sprachen: Zwölf. Da ich aber sieben brach unter die viertausend, wieviel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf ? Sie sprachen: Sieben. Und er sprach zu ihnen: Wie vernehmet ihr denn nichts?"

Bei der Speisung der 5000 blieben also 12 Körbe Brot übrig", bei der Speisung der 4000 waren es 7 Körbe. Die Jünger verstehen den scheinbar geheimen Sinn der Zahlen nicht. Und Sie ? Zwei von mir geschätzte Autoren meinen dazu folgendes:

Mittwoch, 8. Januar 2014

Die Geheimnisse des Messias im Auge William Wredes


Teil 13 und Ende – Abschied von Wrede

Meine hier wiedergegebene Lektüre umfasste den 1. Abschnitt von Wredes Klassiker. Im 2. Abschnitt untersuchte Wrede die weiteren Evangelien und trug seine „geschichtliche Beleuchtung“ im 3. Abschnitt vor.

Mich beeindruckte, dass William Wrede häufig um den Sinn von Textstellen im Markusevangelium rang und zuweilen auch seine eigene Unsicherheit verriet. Seine aufgeworfenen Fragestellungen sind nach wie vor aktuell.

de.wikipedia
Man betrachte diese Erörterungen als einen Versuch. Ich behaupte nicht, dass ich einen Beweis geführt habe, der jede Dunkelheit beseitigte. Vielleicht urteilt man, dass dies ganze Vorstellungsgebiet zu wenig durch urkundliche Nachrichten erhellt ist, um ganz sichere Schritte zu thun. Vermögen wir überhaupt nur zu sagen, dass wir die möglichen Wege der Erklärung sämtlich übersehen? Ich nehme es nicht leicht mit dieser Frage, aber ich meine, der Versuch hat eine gute, solide Grundlage an der starken Ähnlichkeit der beiden verglichenen Vorstellungen.

Sein Buch „Das Messiasgeheimnis in den Evangelien. Zugleich ein Beitrag zum Verständnis des Markusevangeliums“ ist hier auch online zugänglich.

Montag, 6. Januar 2014

Der markinische Jesus starb am Donnerstag


Eingangsbemerkung: Es soll nicht die Frage beantwortet werden, wann der "historische" Jesus "wirklich" starb. Meine Frage lautet lediglich, ob das Markusevangelium widerspruchsfrei ist.

Schritte

1. Nach Markus prophezeit Jesus dreimal, dass er "nach drei Tagen" auferstehen werde.
2. Auslegung: "nach drei Tagen" bedeutet "am vierten Tag"
3. Problem: Hat sich Markus verzählt (Freitagskreuzigung)?
4. Knackpunkt ist der "Rüsttag" in Mk 15,42.
5. Auslegung: Begräbnis am Rüsttag nach jüdischer Zählung am Tag nach der Kreuzigung
6. Antwort: Markus ohne Widerspruch - Das leere Grab wird "am vierten Tag" aufgefunden.

Merksatz: Habt Vertrauen zu Markus dem Großen!

Freitag, 3. Januar 2014

Die Geheimnisse des Messias im Auge William Wredes


Teil 12 – Offenbarung und Geheimnis

Nach dem Markusevangelium zeigen sich die Jünger im ganzen Verlaufe der Geschichte unfähig, Jesus zu begreifen.

Der 3. Tag via "www.jesus.ch"
Ich denke, jeder muss ohne alle besonderen Gründe sehen, dass solche Jünger, wie Markus sie uns hier vorführt. Jünger, die nach allem Wunderbaren, was sie von Jesus sehen, nie klüger über ihn werden, Vertraute, die kein Vertrauen zu ihm haben, ihm furchtsam gegenüberstehen wie einem unheimlichen Rätsel und sich scheu hinter seinem Rücken über sein Wesen unterhalten, keine Gestalten der Wirklichkeit sind ... Volkmar sagt wiederholt, der Evangelist schildere den 'Blödsinn' der Jünger.

Wie kommt es, dass eigentlich Niemandem recht bewusst ist, dass solche Dinge in unserm ältesten Evangelium zu lesen sind?

Donnerstag, 2. Januar 2014

Die Geheimnisse des Messias im Auge William Wredes


Wohin gehst Du, Herr ?
Teil 11 – Die Jünger verstehen Jesus Weissagungen nicht

Meine Lektüre von William Wredes Werk beschränkt sich auf das Verständnis dessen, was Wrede „wirklich“ sagte. Meine Absicht war und ist, nicht mehr blindlings den Einschätzungen zeitgenössischer Gelehrter über Wrede vertrauen zu müssen. Nach dem bisherigen Lesen habe ich bereits den Eindruck gewonnen, dass manche – keineswegs alle - dieser Einschätzungen enttäuschend oder wohl gar bewusst verzerrend sind. Natürlich ist es unfair, als Beleg nur ein namentliches Beispiel herauszupicken - Asche über mein Haupt! Aber: was etwa eine so gefürchtete Autorität wie Martin Hengel über Wrede zu sagen hatte, lässt mich an seinem Profitum als Neutestamentler zweifeln. Ich verstehe nicht, worin das Problem liegt, einen vielleicht „gegnerischen“, jedenfalls aber „ungeliebten“ Denker „fair und richtig“ vorzustellen. Egal, back to work !

Der Papst zitiert Jorge Luis Borges

Papst Franziskus in "Vorwort zum Buch von Kardinal Tarcisio Bertone über die päpstliche Autorität", hier nach L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 43. Jahrgang, Nr. 47, 22. November 2013

theprisma.co.uk

"Der Maßstab des Lebens eines Dieners der Kirche wird nicht davon diktiert, 'eine Nachricht in großen Lettern zu drucken, damit die Leute glauben, sie wäre unantastbar wahr' (Jorge Luis Borges); er ist vielmehr – wenn auch stets innerhalb der Grenzen der Befindlichkeit und Möglichkeit des Einzelnen – verflochten mit dem stillen und großherzigen Wirken für das wahre Wohl des Leibes Christi und den dauerhaften Dienst für die Sache des Menschen."

Meine Hochachtung für diese Zitierung!

Sie gibt mir zugleich Gelegenheit, auf Borges großartige Erzählung "Das Evangelium nach Markus" hinzuweisen, nachlesbar und erhältlich z.B. hier.

Mittwoch, 1. Januar 2014

Die Geheimnisse des Messias im Auge William Wredes


Teil 10 - Weissagungen vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu

Mk 8,31ff: „Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Mk 9,9: „Als sie aber vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn auferstünde von den Toten.

wordincarnate.files.wordpress.com
Mk 9,31: „Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen.

Mk 10,33f: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten. Die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.