Sonntag, 12. Januar 2014

Das unechte Markusende und die Schlangen


Eine heutige Meldung des Evangelischen Pressedienstes („Keine Anklage gegen ‚Schlangen-Pastor’ Andrew Hamblin“) gibt Gelegenheit, die nachträglich angefügten Schlussverse des Markusevangeliums (Mk 16,9-20) zu überdenken:
Schlangentragen 1946
de.wikipedia

Mit seiner Gemeinde in LaFollette im US-Bundesstaat Tennessee betet, singt und tanzt der Geistliche mit Giftschlangen. Ein Geschworenengericht habe nun beschlossen, keine Anklage gegen den Pastor der Tabernakel Kirche Gottes zu erheben … Die Gottesdienste mit Schlangen haben ihren Ursprung Anfang vergangenen Jahrhunderts in der pfingstkirchlichen Erneuerungsbewegung in den USA. Rund 100 Kirchen in Tennessee und benachbarten Bundesstaaten im Südosten der USA feiern unter Berufung auf das Markus-Evangelium Gottesdienste mit Giftschlangen.

Zunächst sei vorsorglich vor Nachahmung gewarnt. Todes- und Verletzungsfälle sind nicht selten.

Die „Schlangen-Stelle“ (Mk 16,18) findet sich nicht im „echten“ Markusevangelium, sondern in den pseudomarkinischen Schlussversen. Aus wissenschaftlicher Sicht kann zur Unechtheit dieser Verse auf Wieland Wilkers Darstellung verwiesen werden.

Ein Wort soll hierzu ergänzt werden …

Meines Erachtens sollte eigentlich jeder, der etwas Gespür für Literatur und die Stimme eines Schriftstellers besitzt, empfinden, dass in den Schlussversen des Markusevangliums ein anderer Autor mit einer anderen Sichtweise und einem anderen Schreibstil spricht. Es bedarf hierzu nicht der vertieften Kenntnis von Handschriftenbefunden. Die Unechtheit der Schlussverse steht diesen deutlich „auf der Stirn geschrieben“. Dies gilt nicht nur für die einander widersprechenden Verse Mk 16,8 (echt) und Mk 16,10 (unecht).

Um beide Autoren „hörbar“ zu machen, habe ich einige Verse gegenübergestellt. Ich überlasse diese unkommentiert und den Leser seinen eigenen Gedanken.


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