Eine heutige Meldung des Evangelischen Pressedienstes („Keine Anklage gegen ‚Schlangen-Pastor’ Andrew Hamblin“) gibt Gelegenheit, die nachträglich angefügten Schlussverse des Markusevangeliums (Mk 16,9-20) zu überdenken:
Schlangentragen 1946 de.wikipedia |
„Mit seiner Gemeinde in LaFollette im US-Bundesstaat
Tennessee betet, singt und tanzt der Geistliche mit Giftschlangen. Ein
Geschworenengericht habe nun beschlossen, keine Anklage gegen den Pastor der Tabernakel
Kirche Gottes zu erheben … Die Gottesdienste mit Schlangen haben ihren Ursprung
Anfang vergangenen Jahrhunderts in der pfingstkirchlichen Erneuerungsbewegung
in den USA. Rund 100 Kirchen in Tennessee und benachbarten Bundesstaaten im
Südosten der USA feiern unter Berufung auf das Markus-Evangelium Gottesdienste
mit Giftschlangen.“
Die „Schlangen-Stelle“ (Mk 16,18) findet sich nicht im „echten“
Markusevangelium, sondern in den pseudomarkinischen Schlussversen. Aus
wissenschaftlicher Sicht kann zur Unechtheit dieser Verse auf Wieland Wilkers
Darstellung verwiesen werden.
Meines Erachtens sollte eigentlich jeder, der etwas Gespür für Literatur und die Stimme eines Schriftstellers besitzt, empfinden, dass in den Schlussversen des Markusevangliums ein anderer Autor mit einer anderen Sichtweise und einem anderen Schreibstil spricht. Es bedarf hierzu nicht der vertieften Kenntnis von Handschriftenbefunden. Die Unechtheit der Schlussverse steht diesen deutlich „auf der Stirn geschrieben“. Dies gilt nicht nur für die einander widersprechenden Verse Mk 16,8 (echt) und Mk 16,10 (unecht).
Um beide Autoren „hörbar“ zu machen, habe ich einige Verse
gegenübergestellt. Ich überlasse diese unkommentiert und den Leser seinen eigenen
Gedanken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen