Teil 1 – Die große Bedrängnis
Am Ende ruft die Menge vor Pilatus
„Kreuzige ihn!“ (Mk 15:13). Trotz der Anstachelung durch die
Hohenpriester versteht man nicht so richtig, woher der Sinneswandel
des Volkes rührt, das Jesus vor allem in Galiläa in großen Scharen
hinterhergelaufen war. Ich mag mir deshalb über dieses Volk und die
Art, wie es von Markus dargestellt ist, ein paar Gedanken machen.
Mk 3:9 „Und er sagte ...,
sie sollten ihm ein kleines Boot
bereithalten, damit die Menge ihn nicht bedränge“ |
1) Zwei einfache Beobachtungen zu
Beginn. Im Markusevangelium ist – anders als etwa im Römerbrief -
nirgendwo von den „Israeliten“ die Rede. Es werden nur
„Jerusalemer“ (Mk 1:5), „Judäer“ (Mk 7:3) und „Galiläer“
(Mk 14:70) als solche bezeichnet.
Die Volksschichten werden im
Markusevangelium mit fünf unterschiedlichen Begriffen benannt. Das
klassische Septuaginta-Wort für das „Volk“ Israels - λαὸς
(laos) - verwendet Markus nur 2 Mal (nach Cod. Sinaiticus 3 Mal) und
die heidnischen „Völker“ (ἔθνη – ethnē) werden 6 Mal erwähnt.
Wesentlich häufiger spricht er von der „Menge“ (ὄχλος –
ochlos) oder von den „Vielen“ (πολλοὶ – polloi);
zweifach auch von einer „Fülle“ von Menschen (πλῆθος –
pléthos) in Mk 3:7-8.
Das „Volk“ scheint im
Markusevanglium auf den ersten Blick überwiegend kein Volk zu sein -
und schon gar nicht „Israel“ -, sondern eine bloße
Menschenmenge.
2) An dieser „Menge“ fallen
zunächst zwei Eigenschaften auf. Sie ist äußerst hilfebedürftig
und bedrängt Jesus enorm. Im Fortgang der Erzählung ist diese
Bedrängung häufig mit Orten „am Meer“ verbunden.