(Unter der Rubrik „Markus im Glauben“
verweise ich von Zeit zu Zeit auf geistliche Texte, die meines
Erachtens vorbildlich mit den „Herausforderungen“ des
Markusevangelium umgehen. Texte, die einen „unverfälschten“
Markus wertschätzen und als Anregung zu positiven geistlichen
Überlegungen dienstbar machen.)
Aktuell beschäftigt mich noch immer Mk
1,40-45, die Reinigung des Aussätzigen. In der vergangenen Woche
habe ich viele Interpretationen dieser Erzählung gelesen.
Für mich überraschend habe ich die meisten Anregungen nicht
in wissenschaftlichen Abhandlungen gefunden, sondern in Predigten und
anderen geistlichen Texten.
via wikimedia |
Zum Lachen brachte mich ein „Weekly Newsletter“ der St. Mary Catholic Cathedral von Amarillo, Texas, in
der der Rollentausch zwischen Jesus und dem Aussätzigen mit jenen
Kinofilmen verglichen wurde, in denen zwei Menschen ihre Körper
tauschen (sog. bodyswitch-Filme).
Verweisen will ich aber eigentlich auf
eine schöne, wenn auch bereits etwas ältere Predigt des Leipziger
Pfarrers Christian Wolff. Der Thomaspfarrer meiner Heimatstadt hatte
offenbar ganz ähnliche Verständnisprobleme mit dieser Erzählung. Zwei Auszüge:
„Eine sonderbare Geschichte ist das.
Die an sich erstaunliche Heilung, die ein Aussätziger erfährt, wird
fast beiläufig erzählt. Dass es sich dabei um ein Wunder handelt,
scheint für den Evangelisten Markus keine Rolle zu spielen. Ihn
interessiert eher, was sich zwischen Jesus und dem Aussätzigen
abspielt und was nach der Heilung geschieht: wie der Geheilte mit der
wundersamen Wandlung umgeht, was er erzählt, was er verschweigt.
Doch damit haben sich die Besonder- und Befremdlichkeiten der
Geschichte noch lange nicht erschöpft:“
„Durch die Art und Weise, wie Markus
diese Geschichte erzählt, macht er uns auf ein Problem aufmerksam,
das uns als Kirche bis zum heutigen Tag begleitet. Es geht nämlich
um die Frage, wie sehr wir uns Jesu bemächtigen, wenn wir von ihm
öffentlich künden. Wie sehr wir Jesus uns zum Bilde machen, wenn
wir seine Taten weiter erzählen. Und wie sehr wir Jesus beschädigen,
wenn wir das öffentlich machen, was wir persönlich auf ihn
zurückführen.“
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