Freitag, 17. April 2015

Echos der Geschichte vom Aussätzigen


 Und von Markus? via prima-neanderthal.de
In Ergänzung meines vorherigen Beitrags möchte ich auf einige „Echos“ der Geschichte vom Aussätzigen in zwei anderen Abschnitten des Markusevangeliums hinweisen. Es handelt sich dabei um die Wiederverwendung seltener Wörter bzw. Phrasen aus Mk 1,40-45, deren Übereinstimmung recht auffällig erscheint. Eine von Markus verfolgte literarische Absicht könnte daher naheliegen.

Bei den zwei anderen Stellen handelt es sich um Verse aus der Salbung in Bethanien (Mk 14,3-9) sowie aus der Szene vom leeren Grab (Mk 16,6-8).


1) Salbung in Bethanien

Die Salbung von Bethanien weist vier Parallelen auf, von denen drei als deutliches Echo verstanden werden könnten. Es handelt sich dabei um die Wörter „Aussätziger“, „anschnauzen“ und „verkündigen“ sowie die Phrase „wenn du/ihr willst/wollt, so vermagst/vermögt du/ihr“.

Das Wort und das Thema „Aussätziger“ findet sich im Markusevangelium nur an diesen beiden Stellen, das Wort „anschnauzen“ wird von Markus ebenfalls nur insgesamt zweimal verwendet. Das Wort „verkündigen“ stellt nur ein sehr schwaches Echo dar, da Markus häufig davon spricht, wird aber verstärkt durch die einleitende Formulierung „er aber“. Die Phrase „wenn wollen, dann vermögen (fähig sein, können)“ begegnet uns bei Markus ebenfalls nur an diesen zwei Stellen. Hier die Übersicht:

Reinigung des Aussätzigen (Mk 1,40-45) Salbung in Bethanien (Mk 14,3-9)
Mk 1,40 Und kommt zu ihm ein Aussätziger (λεπρὸς - lepros) Mk 14,3 Und seiend er in Bethania, in dem Haus Simons des Aussätzigen (λεπροῦ - leprou)
Mk 1,40 Wenn du willst, du (bist) fähig mich (zu) reinigen. (Ἐὰν θέλῃς δύνασαί με καθαρίσαι) Mk 14,7 Wann immer ihr wollt, ihr (seid) fähig Gutes zu machen (ὅταν θέλητε δύνασθε αὐτοῖς εὖ ποιῆσαι)
Mk 1,43 Und ihn anschnauzend (ἐμβριμησάμενος – embrimēsamenos) sogleich Mk 14,5 Und sie schnauzten (ἐνεβριμῶντο – enebrimōnto) sie an
Mk 1,45 Er aber (ὁ δὲ), weggekommen, anfing zu verkünden (κηρύσσειν - kēryssein)
Mk 14,6 Er aber (ὁ δὲ), Jesus, sagte
Mk 14,9 wenn verkündet (κηρυχθῇ - kērychthē) wird das Evangelium


2) Das leere Grab

Die Szene vom leeren Grab enthält ebenfalls vier Parallelen. Sehr starke Echos sind die Phrasen „aber geh/geht hin“ und „niemanden nichts sagen“ , die jeweils nur zweimal im Markusevangelium verwendet werden. Die unterschiedlichen Vorsilben „μή“ und „οὐ“ bei der letzten Phrase rühren nur daher, dass erstere – vereinfacht gesagt - den „subjektiven“ und letztere den „objektiven“ Gebrauch bei den Wörtern „nichts“ und „niemanden“ bezeichnen.

Schwach, aber vielleicht nicht gänzlich zu vernachlässigen ist das Wort „sehen“ im Zusammenhang mit vorbenannten Phrasen sowie die Verwendung des Wortes „Ort“ (insgesamt 9 Mal bei Markus).

Reinigung des Aussätzigen (Mk 1,40-45) Vom leeren Grab (Mk 16,6-8)
Mk 1,44 Sieh, (dass) niemandem nichts du sagst (μηδενὶ μηδὲν εἴπῃς)
Mk 16,8 und niemanden nichts wurde gesagt (οὐδενὶ οὐδὲν εἶπον)
Mk 16,6 dort werdet ihr ihn sehen
Mk 1,44 aber geh hin (ἀλλὰ ὕπαγε) Mk 16,7 aber geht hin (ἀλλὰ ὑπάγετε), sagt seinen Jüngern und dem Petrus
Mk 1,45 aber draußen auf wüsten Orten (τόποις – topois) war er Mk 16,6 Sieh den Ort (τόπος - topos), wo sie platzierten ihn


Anmerkung: Fast alle wichtigen Zeugen haben in Mk 16,8 „εἶπον“ statt „εἶπαν“ [Sinaiticus, Vaticanus, Alexandrinus, Ephraemi Rescriptus]

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