Schluss – Brot des Lebens
Meines Erachtens wirft der Text von Mk
2,23-2,28 u.a. folgende, sehr schwierige Fragen auf:
1) Gibt das Markusevangelium zu
verstehen, dass das Ausrupfen der Ähren durch die Jünger zum Essen
der Getreidekörner erfolgt wie bei Matthäus und Lukas?
Van Gogh´s Krähen im Kornfeld via fr.wikipedia |
2) Warum kritisieren die Pharisäer
Jesus, wenn das nicht der Fall ist?
3) Wieso enthält die gesamte Szene Mk 2,23-2,28 so viel „Schöpfungsvokabular“? Ist Mk 2,27 „humanistisch“ zu interpretieren?
3) Wieso enthält die gesamte Szene Mk 2,23-2,28 so viel „Schöpfungsvokabular“? Ist Mk 2,27 „humanistisch“ zu interpretieren?
4) Soll man Mk 2,28 mit „So ist der Menschensohn auch Herr des Sabbats“ oder stattdessen eher „Herr ist der Sohn des Menschen und des Sabbats“ übersetzen?
5) Welche Bedeutung hat die Davidserzählung im Kontext von Mk 2,23-28?
_____________________________________________________
1) Traditioneller Weise wird die Szene
vom Ährenraufen am Sabbat so verstanden, dass die Jünger hungrig
sind, einige Ähren pflücken und die Getreidekörner essen. Die
Pharisäer beurteilen dies als am Sabbat verbotene Erntearbeit und
rügen das Vergehen der Jünger gegenüber Jesus. Dies entspricht
zweifellos dem Wortlaut und dem Sinn der Perikopen bei Matthäus und
Lukas. Zunächst ein Blick auf den
griechischen Text und die wortwörtliche Übersetzung von Mk 2,23:
Καὶ |
ἐγένετο
|
αὐτὸν |
ἐν
|
τοῖς |
σάββασιν |
παραπορεύεσθαι |
διὰ |
τῶν |
σπορίμων |
kai |
egeneto |
auton |
en
|
tois |
sabbasin |
paraporeuesthai |
dia |
tOn |
sporimOn |
Und |
es geschah |
er |
an
|
den |
Sabbaten |
hindurchging |
durch |
die |
Saaten |
καὶ |
οἱ |
μαθηταὶ |
αὐτοῦ |
ἤρξαντο |
ὁδὸν |
ποιεῖν
|
τίλλοντες |
τοὺς |
στάχυας |
kai |
hoi |
mathEtai |
autou |
Erxanto |
hodon |
poiein |
tillontes |
tous |
stachuas |
und |
die |
Jünger |
seine |
begannen |
Weg |
zu machen |
ausrupfend |
die |
Ähren |
Das Handeln der Jünger wird also von Markus wie folgt bezeichnet: „und die Jünger seine begannen Weg zu machen ausrupfend die Ähren“. Dazu im Vergleich Matthäus und Lukas:
Mt 12,1 |
Lk 6,1 |
aber die Jünger seine hungerten und begannen auszuraufen Ähren
und zu essen |
und ausrauften die Jünger seine und aßen die Ähren
zerreibend mit den Händen |
οἱ δὲ μαθηταὶ αὐτοῦ ἐπείνασαν
καὶ ἤρξαντο τίλλειν στάχυας καὶ
ἐσθίειν |
καὶ ἔτιλλον οἱ μαθηταὶ αὐτοῦ καὶ
ἤσθιον τοὺς στάχυας ψώχοντες ταῖς
χερσίν |
Markus sagt also im Gegensatz zu
Matthäus und Lukas nicht, dass die Jünger hungrig sind, Ähren
ausraufen und Getreidekörner essen, sondern – scheinbar kurios -
dass sie „Weg machen“ („ὁδὸν ποιεῖν“), indem sie
Ähren ausrupfen.
Das von mir schon oft gelobte Projekt
„Offene Bibel“ hat sich in seiner Markusübersetzung in Mk 2,23
leider gegen die wortwörtliche Übersetzung sowie für den
traditionellen Sinn der Szene entschieden und seine Entscheidung
kommentiert. Es lohnt einen Blick darauf zu werfen, welche
Operationen der Übersetzer durchführen muss, um die Szene im
Markusevangelium in den althergebrachten Sinn zu „übersetzen“.
(Ich beabsichtige hiermit keinerlei Kritik, sondern lediglich eine
Verdeutlichung der Sache.)
Der Übersetzer erkennt zunächst den
tatsächlichen Wortlaut von Mk 2,23: „fingen seine Jünger an,
[sich] einen Weg zu bahnen, wobei (indem) sie Ähren ausrupften“.
Er kommentiert alsdann bereits mit Vorbehalten gegen den
wortwörtlichen Sinn: „Was genau die Jünger taten, wird erst auf
den zweiten Blick klar. Man erhält zunächst den Eindruck, dass die
Jünger sich einen Weg durch das Feld bahnten, nicht indem sie die
Halme flachtraten, sondern indem sie sie einzeln ausrupften!“
Natürlich ist das nicht ein „Eindruck“, sondern der schlichte
Wortlaut von Mk 2,23, (wobei nicht die Halme, sondern nur die Ähren
ausgerupft werden). Der Übersetzer bezeichnet den
tatsächlichen Wortlaut alsdann als Missverständnis „Zu diesem
Missverständnis tragen gleich zwei ungewöhnliche Phänomene bei.
Erstens ist i.d.R. das adv. Ptz. Aor. eigentlich Umstandsangabe und
das finite Verb Haupthandlung“ und fährt dann ohne stichhaltige
Begründung fort „Wer den Satz so liest, versteht ihn jedoch
falsch.“
Leider wird dann mit der unbelegten
Behauptung argumentiert, dass Markus etwas verwechselt haben müsse:
„Besser ist es anzunehmen, dass die Partizipiale und die finite
Form in diesem Fall vertauscht wurden (so BDR §339 Fn 5; NSS).
Richtig müsste es etwa heißen: 'während sie [sich] einen Weg
bahnten, begannen sie, Ähren auszurupfen.'“ Markus´ angeblicher
Irrtum muss nun vom Übersetzer – in vermeintlich wohlmeinender
Absicht – korrigiert werden. Diese Verwechselung sei zudem gleich
doppelt geschehen: „Das zweite Phänomen betrifft das Verständnis
dieser Umstandsangabe. ὁδὸν ποιεῖν heißt hier nicht
'einen Weg bahnen', sondern ist zu verstehen wie klass. ὁδὸν
ποιεῖσθαι 'reisen, wandern' (statt medial wird aktiv
formuliert, BDR §310 Fn 3; NSS; Guelich 1989, 119), wie in Ri 17,8
LXX. Die Formulierung wird aus stilistischen Gründen meist adverbial
übersetzt (unterwegs).“
Ein Hoch auf den Gießener Pfarrer
Helmut Schütz! In seiner Predigt vom 21.10.2007 gab Schütz
folgendes zu bedenken: „Aber was will der Evangelist Markus uns mit
all den Einzelheiten sagen über das Ausraufen der Ähren und über
den König David? Eins erzählt Markus übrigens nicht, was die
Evangelisten Matthäus und Lukas ergänzen: Matthäus sagt, dass die
Jünger Hunger hatten, Lukas erwähnt, dass sie die Körner zwischen
den Fingern zerrieben, um sie zu essen. Davon ist bei Markus nicht
die Rede. Er formuliert wörtlich: 'die Jünger fingen an, einen Weg
zu machen, indem sie Ähren ausrissen'. Einen Weg machen, das gleiche
Wort kommt in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments nur
zwei Mal vor. Einmal im Psalm 68, den wir am Anfang gebetet haben, da
hieß es: 'Macht Bahn dem, der durch die Wüste einherfährt.' Also,
macht einen Weg für den Gott, der den Einsamen ein Zuhause gibt, der
die Gefangenen befreit, der aus der Wüste einen bewässerten Garten
macht. Und dann kommt das Wort noch einmal vor im Prophetenbuch
Jesaja, Kapitel 62, da verspricht Gott den nach Babylon verbannten
Juden, dass sie wieder im eigenen Land die Ernte werden einbringen
können: 'Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem
starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu
essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die
Fremden trinken lassen, sondern die es einsammeln, sollen's auch
essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn
trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. Gehet ein, gehet ein
durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn,
räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker!'
Hier soll ein Weg gemacht werden für das Volk, damit es zurückkehren
kann ins Land der Freiheit.“
Allerdings erheben sich hier auch leise
Bedenken: Wer kann glauben, dass Markus die „unverständigen
Jünger“ den „Weg Gottes“ oder den „Weg der Völker“ bahnen
lässt. Aber das sagt Markus auch nicht.
Der Text sagt nur, dass die Jünger
„begannen Weg zu machen, ausrupfend die Ähren“ (- nur die Ähren,
nicht etwa die Getreidehalme!). Die Unvollkommenheit des Tuns der
Jünger wird sowohl durch das Verb „begannen“ als auch die
scheinbare Sinnlosigkeit ihres Vorgehens ausgedrückt, denn
offensichtlich entsteht beim bloßen Abreißen von Ähren noch kein
Weg. Ich habe zudem den leisen Verdacht, dass sich der Sinn der
ganzen Szene erst rückblickend aus dem Gleichnis vom Sämann (Mk
4,1ff ) erschließt: Der Sämann Jesus begutachtet am Sabbat seine
ausgebrachten Saaten. Noch bevor die Ähren volle Frucht (Mk 4,28f)
bringen und geerntet werden können, rupfen die unverständigen
Jünger sie beim Machen des eigenen Weges ab, auf dem das gesäte
Wort sogleich von den Vögeln aufgepickt wird (Mk 4,4).
2) Auf welches Sabbatverbot beziehen
sich dann aber die Phärisäer in Mk 2,24? (Wo kommen die Pharisäer
eigentlich so plötzlich her?) Ein Blick auf die entscheidenden
Wörter im Text:
Mk 2,23 |
Mk 2,24 |
Mk 2,25 |
„und die Jünger seine begannen Weg zu machen („ὁδὸν
ποιεῖν“) ausrupfend die Ähren“ |
„Und die Pharisäer sagten ihm: Sieh, was diese machen
(„ποιοῦσιν“) am Sabbat, das nicht erlaubt ist (nicht
möglich ist) („ἔξεστιν“). |
„Und er sagte ihnen: Habt ihr niemals gelesen, was David
machte („ἐποίησεν“), als ...“ |
Man erkennt, dass sich der Streit
zwischen den Pharisäern und Jesus um das Wort „ποιέω“
(poieó) bzw. die Beugungen dieses Wortes dreht, das ich hier
zunächst mit „machen“ übersetzt habe. Der griechische Wortstamm
„ποιέω“ (poieó) ist uns auch im Deutschen durch das
Fremdwort „Poesie“ geläufig. Die Wikipedia führt dazu treffend
aus: „Das Wort Poesie (von gr. ποίησις poiesis,
„Erschaffung“) ...“ Was ist an diesem Wort problematisch?
Problematisch ist, dass das Verb „ποιέω“ (poieó) der
Sammel- und Oberbegriff für alle Tätigkeiten ist, die am Sabbat
verboten sind, weil das Verb das Handeln Gottes an den 6
Schöpfungstagen beschreibt: „ποιέω“ (poieó) meint „machen“
im Sinne von erschaffen oder kreieren. Am Sabbat ruhte Gott vom
„machen“. Am Sabbat ist „ποιέω“ (poieó) also verboten –
machen, erschaffen, kreieren, produzieren, herstellen etc.
3 Beispiele aus der Septuaginta (, die
sich beliebig fortsetzen lassen):
LXX-1. Mose 1,1: „Im Anfang schuf
(„ἐποίησεν“) der Gott den Himmel und die Erde.“
LXX-1. Mose 1,27: „Und Gott schuf
(„ἐποίησεν“) den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde
Gottes schuf („ἐποίησεν“) er ihn; und schuf
(„ἐποίησεν“) sie als Mann und Frau.“
LXX-2. Mose 23,14f: „Darum haltet
meinen Sabbat, denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entheiligt, der
soll des Todes sterben. Denn wer eine Arbeit am Sabbat tut
(„ποιήσει“), der soll ausgerottet werden aus seinem Volk.
Sechs Tage soll man arbeiten („ποιήσεις“), aber am
siebenten Tag ist Sabbat, völlige Ruhe, heilig dem Herrn. Wer eine
Arbeit tut („ποιήσει“) am Sabbattag, soll des Todes
sterben.“
Die Pharisäer streiten mit Jesus also
zum einen um „Worte“. Zum anderen scheint Markus gerade ein
Beispiel gewählt zu haben, dass möglicherweise auch in rabbinischen
Kreisen nicht unstreitig war. Ein Ausrupfen der Ähren zum Zwecke des
Essens oder Getreidelagerns war sicherlich verbotene Erntearbeit.
Auch das Anlegen bzw. der Bau eines richtigen Weges würde unter das
Sabbatverbot fallen. Aber auch ein bloßes Abrupfen der Ähren, durch
das zudem gar kein „richtiger“ Weg angelegt werden kann? Bejaht
hat das zum Beispiel Philo von Alexandria, der den Sabbat als
„Ruhe“-Recht für alle Geschöpfe verstand, so dass auch den
Pflanzen „Ruhe“ zu gewähren sei (Leider ist nur eine sehr alte
Philo-Übersetzung online verlinkbar, Philo von Alexandria, Über das Leben
Mose, Buch 2, 22): "Denn wer ist wohl, der den
siebenten Tag nicht für heilig halte, und sowohl sich und den
Personen, die um ihn sind ..., Ruhe und Rast von der Arbeit
verstatten sollte? denn dieser Stillstand gleichsam von aller Mühe
erstrecket sich auch auf alle Arten von Thieren ..., ja auch auf jede
Art von Bäumen und Pflanzen; denn an diesem Tag darf man keinen Ast
oder Zweig, nicht einmal ein Blatt oder Frucht abbrechen, weil alles
zu der Zeit gleichsam losgelassen und in seine Freyheit gesetzt ist,
und sich, gleich als wenn es durch einen allgemeinen Befehl wäre
angedeutet worden, niemand etwas anzurühren, unterstehet."
Jedenfalls, wenn man sich wie die
Pharisäer „an Worten aufhängt“, dann liegt ein Verstoß vor,
weil Markus für die Tätigkeit der Jünger eben das Wort „ποιέω“
(poieó) verwendete und „ποιέω“ (poieó) am Sabbat verboten
ist. In Mk 3,4 wird Jesus erneut auf dieses Wort zurückkommen: „Ist
es erlaubt am Sabbat, Gutes zu machen (ἀγαθὸν ποιῆσαι)
oder Böses zu machen (κακοποιῆσαι), Leben zu bewahren
oder zu töten?“
3) Die Sprache der Genesis durchzieht
die gesamte Szene Mk 2,23-2,28. Sie hat ihren Höhepunkt in Mk 2,27:
„Und er sagte ihnen: der Sabbat für den Menschen entstand
(„ἐγένετο“ - egeneto) und nicht der Mensch für den
Sabbat.“
Während „ποιέω“ (poieó) im Schöpfungsbericht das persönliche Erschaffen Gottes meint, steht für das unpersönliche Entstehen der griechische Begriff „ἐγένετο“ (egeneto), in welchem leicht die Herkunft von Fremdwörtern wie „Gen“, „Genese“ oder „generieren“ erkannt werden kann. Markus hat das Wort bereits in Mk 2,23 verwendet. In LXX-1. Mose 1,3 heißt es beispielsweise: „Und Gott sprach: Es werde („γενηθήτω“ - genēthētō) Licht! Und es ward („ἐγένετο“ - egeneto) Licht.“
Soweit ich weiß, interpretiert die
Mehrheit der Gelehrten den Satz mehr oder weniger „humanistisch“
im Sinne einer Wertstellung des Menschen über den Sabbat. Und
sicherlich sprechen dafür gute Gründe. Man sollte dabei jedoch
nicht übersehen, dass Markus ansonsten nie „humanistisch“
argumentiert, beispielsweise begründet er das Scheidungsverbot in Mk 10,5 nicht mit den erheblichen ökonomischen und sozialen Nachteilen,
die eine geschiedene Frau in der Antike zu befürchten hatte. Die
Ethik von Markus leitete sich meines Erachtens aus der Schöpfung
Gottes her, was eher ausschließt, dass der Sabbat in der freien
Verfügungsgewalt des Menschen steht. Was Markus vorbringt, ist
meiner Meinung nach deshalb keine „Abschaffung“ des Sabbats,
sondern ein Neuverständnis: der Sabbat ist Gottes Geschenk für den
Menschen und soll als solcher ein Segen sein.
4) Der im Griechischen schwierigste
Satz der Szene ist Mk 2,28, der gewöhnlich mit „So ist der
Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat“ übersetzt wird.
Wörtlich heißt es in Mk 2,28:
ὥστε |
κύριός |
ἐστιν |
ὁ |
υἱὸς |
τοῦ |
ἀνθρώπου |
καὶ |
τοῦ |
σαββάτου |
So |
Herr |
ist |
der |
Sohn |
des |
Menschen |
und
|
des |
Sabbats |
Bereits optisch sieht man, wie weit
entfernt die Wörter „Herr“ und „des Sabbats“ in der
Wortstellung des Satzes platziert sind, und wie schwierig es ist, sie
in einen Sinnzusammenhang zu bringen.
Um die Mehrdeutigkeit des Satzes zu
verstehen, will ich ein vergleichbares, aber uns geläufigeres
Beispiel wählen, dass das Verständnis vielleicht erleichtern kann,
und daran erinnern, dass das biblische Griechisch keine Satzzeichen
kannte:
Licht ist der Sohn des Gottes und der
Weihnacht
Die Wendung könnte so verstanden
werden, dass „Sohn des Gottes und der Weihnacht“ ein
gleichnishafter Ausdruck für Jesus ist und Jesus zudem als „Licht“
gerühmt wird. Man könnte die Wendung aber notfalls auch so
verstehen, dass „der Sohn des Gottes“ ein „Licht“ im
Allgemeinen und im Besonderen ein „Licht der Weihnacht“ ist, vor
allem wenn ich die Satzzeichen wie folgt setze:
Licht ist der Sohn des Gottes. Und der
Weihnacht!
Zudem bedeutet das griechische „καὶ“ nicht nur „und“, sondern kann zum Beispiel für „auch“ stehen. Diese Möglichkeiten des Verständnisses kommen für Mk 2,28 aber eigentlich nur in Frage, wenn man die von der Wortstellung her naheliegende Wendung „Sohn des Menschen und des Sabbats“ ausschließen kann. Dabei sind meiner Meinung nach vier widerstreitende Dinge zu berücksichtigen:
Zudem bedeutet das griechische „καὶ“ nicht nur „und“, sondern kann zum Beispiel für „auch“ stehen. Diese Möglichkeiten des Verständnisses kommen für Mk 2,28 aber eigentlich nur in Frage, wenn man die von der Wortstellung her naheliegende Wendung „Sohn des Menschen und des Sabbats“ ausschließen kann. Dabei sind meiner Meinung nach vier widerstreitende Dinge zu berücksichtigen:
4.1) Zum einen habe ich weder in der
Septuaginta noch im Neuen Testament eine Wendung gefunden, bei der in
der Wortstellung
Subjekt + Substantiv Genitiv + „καὶ“
+ Substantiv Genitiv
(Sohn + des Menschen + „καὶ“ +
des Sabbats)
„καὶ“ nicht „und“ bedeutet
und sich der zweite Genitiv nicht auf das Subjekt bezieht.
4.2) Andererseits wäre die Verbindung
des von Markus häufig verwendeten Titels und festgeprägten Begriffs
„Sohn des Menschen“ mit dem anderen, scheinbar ganz unüblichen
Wort „Sohn des Sabbats“ äußerst verwunderlich.
4.3) Allerdings scheint es mir nicht
ganz ausgeschlossen, dass der Prozess der Auferstehung in der
Vorstellung von Markus – entgegen dem überlieferten Glaubensinhalt
- während des Sabbats geschah. In diesem übertragenen Sinn könnte
Jesus ein „Sohn des Sabbats“ sein.
Man sieht in Mk 15,42 wie Markus den
Vortag des Sabbats als Zeitpunkt der Grablegung „markiert“ („Und
als es schon Abend wurde und weil Rüsttag war, das ist der Tag vor
dem Sabbat, kam Josef von Arimathäa ...“) und in Mk 16,1 auch den
Folgetag des Sabbats als Tag der Auffindung des leeren Grabes
besonders betont („Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria
von Magdala und Maria ...“).
Mit der „Wiederherstellung“ der
verwitterten Hand in Mk 3,1ff an einem Sabbat, die ja eher eine
„kleine Wiederauferstehung“ statt eine Heilung ist, deutet Markus
zudem sein Interesse an Schöpfung neuen Lebens am Sabbat an. Dies
wird in Mk 3,4 auch explizit gemacht: „Ist es erlaubt am Sabbat,
... Leben zu bewahren ...?“
4.4) Dagegen ist jedoch auch zu
berücksichtigen, dass der Kontext die mögliche Wendung „Herr auch
des Sabbats“ hervorragend unterstützt. Die Pharisäer stellen
Jesus Autorität in Mk 2,24 in Frage. Bereits in Mk 2,10 hatte er
darauf wie folgt reagiert: „Damit ihr aber wisst, dass der
Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden - sprach er
zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh
heim!“
5.) Der ehrwürdige Lohmeyer hat vor
mehr als 60 Jahren detailreich gezeigt, dass die von Jesus
vorgebrachte Argumentationskette in ihrem traditionellen Verständnis keinen wirklichen Sinn ergibt. Ich verlinke seine Ausführungen einfach,
da sie mir nicht überholt scheinen.
Entgegen dem traditionellen Verständnis
kann man auf der literarischen Ebene sicher zeigen, dass Mk 2,23-28
verschiedene Themen verknüpft, die Markus im Fortgang des Evangeliums weiter
ausarbeiten wird und die vom Gleichnis vom Sämann über die Speisung
der 5000 und 4000 sowie das Abendmahl zur Auferstehung führen,
Themen, die im Johannesevangelium im Wort vom „Brot des Lebens“
zusammenlaufen.
Interessante, gut ausgearbeitete Abhandlung.
AntwortenLöschenBleibt das Problem, wenn Markus die Begebenheit richtig wiedergibt (Weg bahnen) dann liegen Matthäus und Lukas falsch (Hunger) bzw. dann haben wir dort einen Widerspruch.