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Das Portal „Offene Bibel“ hatte
sich in seinem „Markusprojekt“ zum Ziel gesetzt, dass
Markusevangelium in einer neuen Bibelübersetzung zugänglich zu
machen, die dem griechischen Urtext stärker verbunden ist und doch
gute deutsche Formulierungen findet. Ein sehr lobenswertes Beispiel
für die glückliche Neuübersetzung ist Markus 14,12:
„Und am ersten Tag der ungesäuerten
[Brote], als sie das Passah zu essen pflegten, sagen seine Jünger zu
ihm: 'Wo willst du, dass wir hingehen und vorbereiten, dass du das
Passah isst?'“
Bemerkenswert und inhaltlich zutreffend
an dieser Neuübersetzung ist, dass ein „Lamm“ im griechischen
Urtext von Mk 14,12 nicht erwähnt wird. Alle herkömmlichen
Bibelübersetzungen nennen hingegen ein „Lamm“ in Mk 14,12,
obwohl es eben im griechischen Grundtext gar nicht auftaucht, z.B.
die Luther: „Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, als man
das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du,
dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen
kannst?“
Markus schreibt stets nur, dass das
„Passah“ gefeiert, das „Passah“ gegessen und das „Passah“
vorbereitet wird. Weder von einem „Lamm“ noch von einer Opferung
im Tempel ist die Rede. Seinen Jüngern gibt der markinische Jesus
genaue Anweisungen zur Vorbereitung des „Passah“ - Mk 14,13ff (Offene Bibel):
„Und er sandte zwei seiner Jünger und sagt zu ihnen: „Geht in
die Stadt, und euch wird ein Mann begegnen, der einen Krug Wasser
trägt. Folgt ihm! Und wo auch immer er hineingeht, sagt zu dem
Hausherrn: ‚Der Lehrer sagt: Wo ist mein Gästezimmer, wo ich das
Passah mit meinen Jüngern esse?‘ Und er wird euch ein großes,
möbliertes Dachzimmer zeigen, das bereit [ist]. Und dort bereitet
[das Passahmahl] für uns vor!“ Auch diese Stelle enthält keinen
Hinweis darauf, dass die Jünger ein Lamm im Tempel schlachten und
opfern lassen sollen.
Auch im Übrigen gilt, dass Markus jede
Nennung von Opferungen im Tempel und jede Erwähnung des regulären
Tempeldienstes vermeidet. Die Beschreibung des Abendmahls macht
deutlich, dass dies sicherlich kein eigenartiger Zufall, sondern
strenge Absicht von Markus war. Warum aber vermeidet Markus jegliche
Erwähnung des Tempeldienstes? Ich halte es mal wieder mit einer
paulinischen Erklärung:
1. Kor 10,14 (Luther): „Die Unvereinbarkeit von Abendmahl
und Götzendienst
Darum, meine Lieben, flieht den
Götzendienst! Ich rede doch zu verständigen Menschen; beurteilt
ihr, was ich sage. Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht
die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist
das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn "ein"
Brot ist's: So sind wir viele "ein" Leib, weil wir alle an
"einem" Brot teilhaben. Seht an das Israel nach dem
Fleisch! Welche die Opfer essen, stehen die nicht in der Gemeinschaft
des Altars? Was will ich nun damit sagen? Dass das Götzenopfer etwas
sei? Oder dass der Götze etwas sei? Nein, sondern was man da opfert,
das opfert man den bösen Geistern und nicht Gott. Nun will ich
nicht, dass ihr in der Gemeinschaft der bösen Geister seid. Ihr
könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der
bösen Geister; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn
teilhaben und am Tisch der bösen Geister. Oder wollen wir den Herrn
herausfordern?“
Markus hat bei der Beschreibung des
letzten Abendmahls in seinem Evangelium offenbar die Vorgabe des 1.
Korinthers streng beachtet und „seinen“ Jesus sorgfältig von
allen Opferungen und Tempeldiensten ferngehalten. Aus diesem Grund
wird man das Lamm beim letzten Abendmahl auch vergeblich suchen. Wer
es „erfindet“ und „hinzudichtet“ - wie alle herkömmlichen
deutschen Bibelübersetzungen – verkennt die markinische Absicht.
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