Lukas lässt grüßen! |
Ein wirklicher Grund zu weinen, wäre hingegen der Umstand,
dass unsere Vorstellung von einer Szene im Markusevangelium häufig von den
Schilderungen der anderen Evangelien überlagert und manchmal regelrecht verdrängt
wird. Die Salbung von Betanien ist dafür auch ein gutes Beispiel. Viele denken
sicher „automatisch“ an eine sündige, schöne Frau, die die Füße Jesu mit ihren
Tränen benetzt, mit ihren Haaren trocknet, sie küsst, mit Öl salbt und ergeben
vor ihm kniet. Lukas und Johannes lassen grüßen! Wer hingegen weiß, dass der
Fall bei Markus und Matthäus ganz anders liegt, stellt sich die Salbung Jesu am
Tisch bei einem üppigen Gastmahl im Haus von Simon vor. Hand in Hand haben die
drei anderen Evangelisten hier ganze Arbeit geleistet. Tatsächlich kommt ein „Tisch“ oder eine „Mahlzeit“ in der markinischen
Salbung überhaupt nicht vor.
Nur ein Verb in Mk 14,3, das „κατακειμένου“ (katakeimenou) lautet. Es bedeutet wörtlich „niederliegen“ und weil man in der Antike beim Essen auf Polstern „lag“, kann es auch – für uns in modernes Deutsch übersetzt – „bei Tisch“ oder „beim Essen sitzen“ bedeuten. Für diese Möglichkeit hat sich beispielsweise die Lutherbibel entschieden. Zu ihren Gunsten spricht, dass das gleiche Wort in Markus 2,15 (dem Freudenmahl im Haus von Levi) genau diesen Sinn auch hat. Hingegen besitzt es in Markus 1,30 und in Markus 2,4 nur die Bedeutung „niederliegen“, nämlich als Kranker im Haus von Simon Petrus (Petrus Schwiegermutter in ihrem Bett und der Gelähmte auf der Trage). Nicht nur, aber vor allem weil die Salbung in Betanien erneut im Haus eines Simon stattfindet, bedeutet „κατακειμένου“ auch in Mk 14,3 lediglich „darniederliegen“ und man darf gedanklich ergänzen, dass sich Jesus dabei unwohl fühlte.
Was sich dort ereignete, war eine Königssalbung in den Tod.
Einige murrten über diese Salbung und beschimpften die namenlose Frau, die
wiederum von Jesus in Schutz genommen wurde. Gerahmt (Der berühmte markinische Sandwich!) wird dieses Ereignis von dem Plan der
Hohenpriester und Schriftgelehrten und ihrem Deal mit Judas über die Aushändigung.
Zunächst meine Übersetzung der Szene:
War aber das Passa und die Ungesäuerten (Brote) nach zwei
Tagen.
Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten,
wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten.
Sie sagten nämlich:
Nicht bei dem Fest, damit nicht wird ein Aufruhr des Volkes.
Und er war in Betanien im Hause Simons des Leprakranken.
Da er daniederlag, kam eine Frau
habend einen Alabasterflakon echten, kostbaren Nardenöls.
Zerbrochen habend das Alabaster
goß sie es nieder über seinen Kopf.
Es waren aber einige, die sich miteinander ereiferten:
Wozu ist diese Verschwendung des Salböls geschehen?
Man hätte dieses Salböl für mehr als 300 Denare verkaufen
und es den Armen geben können.
Und sie beschimpften sie.
Aber Jesus sagte: Lasst sie! Warum bereitet ihr ihr
Beschwernis?
Ein schönes Werk hat sie getan an mir.
Allezeit habt ihr die Armen bei euch und wenn ihr wollt,
könnt ihr ihnen wohl tun;
mich aber habt ihr nicht allezeit.
Was sie konnte, hat sie vollbracht. Sie hat vorweggenommen
meinen Körper zu salben für das Begräbnis.
Amen, ich sage euch, wo auch immer verkündet wird das
Evangelium in der ganzen Welt,
wird auch erzählt werden, was diese getan hat, zur
Erinnerung an sie.
Und Judas Iskariot, einer der Zwölf, ging hin zu den
Hohenpriestern,
um ihn an sie auszuhändigen.
Sie aber gehört habend freuten sich und versprachen ihm Geld
zu geben und er suchte,
wie er ihn bei günstiger Gelegenheit aushändige.
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