Einer meiner Träume ist es, eines Tages eine neue Perikope für das Markusevangelium zu schreiben, natürlich in Altgriechisch. Sie soll sich so unauffällig in das Evangelium einfügen lassen, dass auch ein Kenner den Unterschied nicht bemerken würde.
Ehrlich gesagt, dieses Vorhaben ist nicht leicht umsetzbar. Ich habe bereits viele Ideen verworfen, weil eine neue Einfügung in den Text des Markusevangeliums in der Regel den Zusammenhang zwischen zwei anderen Perikopen stört. Zudem müssen Metaphern und Themen zum markinischen Text an sich und auch noch an der jeweiligen Stelle passen. Versuche mit künstlicher Intelligenz sind zum Scheitern verurteilt. Ich empfinde immer sofort, wie „mechanisch“ und „flach“ und letztlich auch eindeutig unmarkinisch die Schöpfungen der KI sind.
Etwas einfacher scheint es, ein neues „Gedicht“ zu verfassen. Leider bin ich dichterisch nicht besonders begabt. Ich möchte dennoch mal einen eigenen Text vorstellen. Ich glaube, es ist doch ganz interessant zu sehen, wie biblische Sprache bei einem modernen, weltlichen Thema funktioniert. Die nachfolgende, kurze Perikope ist stilistisch fast markinisch, nimmt dabei aber ein paar Anleihen beim Buch Genesis. Örtlichkeit und Umstände sind bewusst so gewählt, dass keinerlei Assoziationen zu biblischen Themen aufkommen sollen. Es soll eine Art trauriges Liebesgedicht aus den „wilden Zwanzigern“ über eine verpasste Gelegenheit sein, gegen die sie sich zunächst verzweifelt wehrt, um es anschließend sogleich zu bereuen. Die Idee zum Text entwickelte sich ganz entfernt aus der ersten Begegnung zwischen Isaak und Rebekka in Genesis 24:62ff.