Samstag, 7. Dezember 2024

Mariam oder Maria - wie hieß Jesus’ Mama?

von Queven via Pixabay
Zu Weihnachten sollte einmal die Frage geklärt werden, wie sie nun wirklich hieß: Mariam oder Maria? In einigen Versen der Evangelien lautet der Name Maria, in anderen aber Mariam. 

Vermuten könnte man, dass eine Mariam eher aus einer jüdisch-konservativen Familie stammte, während die jüdischen Eltern einer Maria sich römischer Kultur geöffnet hatten. Tradition contra Wokeness! Der wahre Name der Gottesmutter birgt Sprengstoff.

Was sagen die Engel dazu, was die Einwohner von Nazareth? Was meinen die Evangelisten? Und vor allem: Wie beantwortet Jesus’ Mama selbst diese Frage? Eine Spurensuche im Advent:

 

1) Hintergrund: Die zwei Namen Maria

Man würde gewiss annehmen, dass Maria ein Name ist, aber erstaunlicher Weise handelt es sich dabei wohl um zwei Namen mit jeweils unterschiedlichen Ursprüngen.

Der eine Name Maria ist ein Gens-Name der römischen Familie der Marii. Während die Männer in der Regel Marius oder Markus hießen, war Maria der Name der weiblichen Familienmitglieder. Er hat die für römische Frauennamen typische Endung „-ia“, wie in Claudia oder Julia. Aus dem ersten Jahrhundert sind zwei Frauen bekannt: Maria Casta und Maria Rufina.

Der zweite Name Maria ist die latinisierte Form des semitischen Namens Mariam, der auf den Namen Mirjam zurückgeht. Aus der undeklinierbaren Form Mariam, die uns bereits in der Septuaginta für Mirjam begegnet, haben sich zunächst griechische Namensformen wie Mariame oder Mariamne mit typischer e-Endung gebildet (wie in Irene oder Selene). Als historische Namensträgerin ist vor allem die hasmonäische Prinzessin Mariame I., Ehefrau Herodes’ des Großen, bekannt.

Wahrscheinlich unter dem Einfluss der Römer entwickelten sich auch latinisierte Formen, vor allem Maria. Der deklinierbare Name Maria ist für das Judäa der Zeitenwende keineswegs anachronistisch. Durch Inschriften auf Ossuarien und andere Quellen ist Maria neben Mariam oder Mariame gut belegt. Die Mama von Jesus kann also sehr wohl Maria geheißen haben.


2) Die Engel

Setzen wir zunächst auf die Autorität der Engel. Im Lukasevangelium redet der Engel Gabriel sie an (Lk 1.30f): „Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Mariam (Μαριάμ)! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben.“ Der Erzengel kannte sie eindeutig unter dem Namen Mariam.

Ganz anders hingegen der Engel des Herrn! Wie uns das Matthäusevangelium in Vers 1.20 berichtet, sagt dieser zu Joseph: „Als er noch so dachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria (Μαρίαν), deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“ Der Herrenengel verwendet an dieser Stelle den Akkusativ von Maria.

Nicht einmal die Engel waren sich also einig!


3) Die Einwohner von Nazareth

Als Jesus in seiner Heimatstadt predigte, fragen die Leute in der Synagoge gemäß dem Markusevangelium (Mk 6.3): „Ist der nicht der Zimmermann, Marias (Μαρίας) Sohn und der Bruder des Jakobus …“. Laut Markus kannten die Nachbarn sie also unter dem Namen Maria (hier im Genitiv) und nicht als Mariam.

Dem widerspricht indes das Matthäusevangelium, denn dort heißt es in Vers 13.55: „Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Mariam (Μαριὰμ)?“ Gemäß Matthäus sollen die Nazarether sie doch Mariam gerufen haben. Erneut eine Pattsituation!


4) Die Evangelisten

Eingangs möchte ich mich über die Evangelisten mal ein wenig beschweren. In den Geburtsgeschichten machen Lukas und Matthäus zwar einen ganz schönen Tam-Tam um Maria, aber nachdem sie ihre Schuldigkeit getan hat, wird sie in den Evangelien doch eher links liegen gelassen. Typisch Männer!

Der Evangelist Johannes erwähnt ihren Namen nicht ein einziges Mal ! – und das, obwohl doch Maria bei ihm später gewohnt haben soll und er die ganzen anderen Marias immer namentlich nennt (Joh 19.25ff „Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“) Markus erwähnt ihren Namen nur an der bereits oben genannten Stelle. Bleiben also lediglich Matthäus und Lukas als mögliche Quellen.

Matthäus spricht in den ersten beiden Kapiteln ausnahmslos von Maria, zuletzt auch als die Weisen aus dem Morgenland kommen (im Genitiv): „Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria (Μαρίας), seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Lukas erzählt von dem Besuch der Hirten folgendes (Lk 2.15f.): „Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Mariam (Μαριὰμ) und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.“ Bei dem Namen Mariam bleibt Lukas auch in den ersten beiden Kapiteln, mit der kleinen Ausnahme von Vers 1.41, in dem er sie plötzlich Maria nennt.

Himmelherrgott, auch Matthäus und Lukas sind sich nicht einig!


5) Die Gottesmutter

Maria müsste es ja aber wissen. Leider sagt sie in den Evangelien nie ihren eigenen Namen. Aber bei einer Erscheinung in Lourdes wurde sie einmal ausdrücklich nach ihrem Namen gefragt!

Ab Februar 1858 soll dem später heilig gesprochenen Mädchen Bernadette Soubirous wiederholt die Mutter Gottes bei der Grotte von Lourdes erschienen sein. Das Mädchen berichtete dem Pfarrer davon, der zunächst äußerst misstrauisch war. Nachdem ihre Berichte aber nicht abrissen, beauftragte er sie streng, die Erscheinung nach ihrem Namen zu befragen. Am 25. März 1858 bei der 16. Erscheinung - anlässlich des Festes der Verkündigung des Herrn - war es schließlich soweit und das Mädchen fragte die Dame nach ihrem Namen. Und die Erscheinung antwortete: „Que soy era Immaculada Councepciou (Ich bin die Unbefleckte Empfängnis).

Tja, man muss im Leben eben Prämissen setzen! Sollte Maria*m mir einmal erscheinen, werde ich sie erneut nach ihrem Namen fragen und hier dann berichten.

Frohe Weihnachten von Kunigunde

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