Die hebräische Bibel beinhaltet einige
Geschichten über menschliche Vorhaben, die von Gottes eigenen Plänen
durchkreuzt und ad absurdum geführt werden.
In der Regel versuchen
diese Erzählungen auf humorvolle Weise den Gedanken zu vermitteln,
dass göttliches Walten doch allmächtiger und menschliches Bemühen
dagegen vergeblich ist. Die Erzählung von Jakobs ausgeklügeltem,
aber aufgrund von Gottes Segen völlig unnötigem Versuch, seinen
Bruder Esau mit menschlicher List zu versöhnen (Genesis 32:8ff,
33:8) oder von Bileam und seinem Esel (Numeri 22) mögen schöne
Beispiele sein.
Auch das Markusevangelium weiß von
solchen Geschichten zu erzählen. Ihr Gegenstand sind die Pläne der
Hohenpriester, die entweder fehlschlagen oder vom Gotteswirken
überrollt werden.
Der Handlungsstrang setzt mit Mk 11:18
ein, als die Hohenpriester die Absicht fassen, Jesus umzubringen,
aber noch nach einem genauen Plan zur Umsetzung ihres Vorhabens
suchen („Und es kam vor die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und
sie trachteten danach, wie sie ihn umbrächten“). Einen solchen
Plan haben sie in Mk 12:12 noch nicht gefunden. Zwar setzen die
Hohenpriester zu einem Versuch zur Ergreifung von Jesus an, lassen
aber wegen der Volksmenge sofort wieder davon ab („Und sie
trachteten danach, ihn zu ergreifen, und fürchteten sich doch vor
dem Volk … Und sie ließen ihn und gingen davon“). Unmittelbar
darauf starten sie in Mk 12:13 den nächsten Vorstoß, in dem sie ihn
durch Handlanger, nämlich Pharisäer und Herodianer, im Wortgefecht
überführen wollen. Aber auch dies misslingt bekanntlich („Und sie
sandten zu ihm einige von den Pharisäern und von den Anhängern des
Herodes, dass sie ihn fingen in seinen Worten“). In Mk 14:1 haben
die Hohenpriester noch immer kein Konzept zur Verhaftung von Jesus
gefunden: „Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten,
wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten.“ Da taucht in
Mk 14:10 unerwartete Hilfe in Gestalt von Judas auf: „Und Judas
Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern,
dass er ihn an sie verriete.“ Zwar ist es den Hohenpriestern nicht
gelungen, einen eigenen Plan zu entwickeln, aber die Dinge scheinen
gleichwohl bestens für sie zu laufen (Mk 14:11 „Da sie das hörten,
wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben“).
Gemäß Mk 14:43.48 lassen die
Hohenpriester Judas von einer Menge mit Schwertern und mit Stangen
begleiten, um Jesus wie einen Räuber zu fangen („43 Und alsbald …
kam herzu Judas … und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit
Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.“
„48 Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und
mit Stangen, mich gefangen zu nehmen?“). Bereits seit Mk 14:41f
weiß dieser „Räuber“ aber Bescheid und weckt extra die
schlafenden Jünger, um seinen Häschern entgegen zu gehen („41
Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Es ist genug … Siehe, der
Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. 42 Steht
auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe“). Gänzlich
unnötig ist auch das von Judas nach Mk 14:44 ausgeklügelte Zeichen
(„Welchen ich küssen werde, der ist‘s …“), da Jesus
öffentlich im Tempel gelehrt hat und seine Person hinreichend
bekannt ist (Mk 14:49 „Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen
und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen“). Weil Jesus
sich nunmehr aus eigenem Antrieb stellt, geht die großangelegte
Aktion ins Leere und ruft eher ein Schmunzeln hervor.
Vor dem hohen Rat besteht die
Prozesstaktik der Hohenpriester darin, Jesus durch belastende
Zeugenaussagen zu überführen und ihn auf dieser Grundlage aburteilen
zu können (Mk 14:55 „Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat
suchten Zeugnis gegen Jesus, auf dass sie ihn zu Tode brächten“).
Trotzdem viele Zeugen verhört werden, scheitert der Plan, weil die
Zeugenaussagen nicht übereinstimmen und daher nicht verwertbar sind
(Mk 14:56 „Denn viele gaben falsches Zeugnis gegen ihn; aber ihr
Zeugnis stimmte nicht überein. 57 Und einige standen auf und gaben
falsches Zeugnis gegen ihn … 59 Aber ihr Zeugnis stimmte auch darin
nicht überein“). In dieser für die Hohenpriester misslichen Lage
hilft unerwarteter Weise das „Geständnis“ von Jesus, dass als
Blasphemie ausgelegt wird (Mk 14 „62 Jesus aber sprach: … 63 Da
zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir
weiterer Zeugen? 64 Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint
ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig
sei“). Zwar klappte das eigentliche Vorhaben wieder nicht, aber das
Ziel scheint dennoch erreicht.
Vergleichbares spielt sich in der
Verhandlung vor Pilatus ab. Nach Mk 15:3 bringen die Hohenpriester
schwere Anklagepunkte gegen Jesus vor („3 Und die Hohenpriester
beschuldigten ihn hart. 4 Pilatus aber fragte ihn abermals und
sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!“).
Das Todesurteil beruht aber nicht auf den Anklagepunkten der
Hohenpriester, weil Pilatus ahnt, dass sie ihn „aus Neid“
anklagen (Mk 15:10 „Denn er erkannte, dass ihn die Hohenpriester
aus Neid überantwortet hatten“). Erneut springt Jesus mit einem
„Geständnis“ ein, das den offiziellen Verurteilungsgrund bildet
(Mk 15:2 „Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er
aber antwortete ihm und sprach: Du sagst es.“, Mk 15:26 „Und es
stand geschrieben, welche Schuld man ihm gab, nämlich: Der König
der Juden“).
Ursprünglich sah der Plan der
Hohenpriester in Mk 14:2 vor, dass die Ermordung von Jesus auf keinen
Fall während des Festes geschehen dürfe („Ja nicht bei dem Fest,
damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe“). Gleichwohl geschieht
alles während des Festes und die von Pilatus zum Fest geübte
Gepflogenheit, einen Gefangen frei zu lassen, löst letztlich die
Hinrichtung von Jesus erst aus (Mk 15:6 „Er pflegte ihnen aber zum
Fest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie erbaten“).
Ganz besonders wichtig war es den
Hohenpriestern, dass Verhaftung und Hinrichtung unter Ausschluss des
Volkes vonstattengehen (Mk 12:12 „Und sie trachteten danach, ihn zu
ergreifen, und fürchteten sich doch vor dem Volk“, Mk 14:2 „Ja
nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe“).
Wider Erwarten ist es jedoch gerade das Volk, das vor Pilatus mit
Geschrei die Kreuzigung von Jesus fordert. Der Volkswille ist auch
der tatsächliche Beweggrund von Pilatus, Jesus kreuzigen zu lassen
(Mk 15:6 „Pilatus aber wollte dem Volk Genüge tun und … ließ
Jesus geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt würde“).
Das zur Hinrichtung von Jesus führende
Geschehen verläuft zwar gänzlich anders als es die Pläne der
Hohenpriester vorsahen - meistens ihnen sogar entgegengesetzt -, aber
es läuft trotzdem wie „geschmiert“. Keinem der Beteiligten kommt
der Gedanke, dass hier höheres Walten im Spiel sein könnte. Nur
Pilatus hat hin und wieder den Eindruck, dass manches vielleicht
ungewöhnlich ist … (Mk 15:5 „Jesus aber antwortete nichts mehr,
sodass sich Pilatus verwunderte“, Mk 15:44 „Pilatus aber wunderte
sich, dass er schon tot war, und rief den Hauptmann …“).
Welch eine schöne Geschichte. Es wir höchste Zeit, dass wir fragen, um was es dem theologisch gebildeten Römer des Diasporajudentums bei seiner Geschichte von einem neu- jüdischen "christlichen" Wesen, in der Rolle von Gottessöhnen, wie Propheten ging, damit sie der Welt was zu sagen hat.
AntwortenLöschenDenn dass er nicht von einem jungen Galiläer handelt, der das nicht war und wollte, für was er angeklagt und verurteilt wurde (so heute an der Hochschule gelehrte), wenn er vom Gottessohn... schrieb ist klar. Ein junger Mann, der erst nach seinem Tod zu all dem gemacht wurde, konnte dafür nicht angeklagt und gehängt werden. Und dass ein theologischer Gebildeter des Diasproajudentums, dem jetzt die Vernunftlehre als Wort/Bestimmung galt, die Worte eines landstreichend-heilspredigenden Handwerksburschen mit Lehren der Zeit mixte, um den guten Jungen auf hochliterarisch-kreative Weise jetzt als Gottessohn und neuen Propheten hinzustellen, das wäre selbst durch eine noch so große Hallunzination nicht zu erkären.
Die Zeit, am historischen Jesus zu zweifeln, nur weil davon Markus nicht von einem jungen Mann, sondern einem Gottessohn und neuen Moses schreibt, ist um. Im Blog fordere ich nicht nur meine Lehrer als historisch-theologische Wissenschaftler auf, zu bedenken, dass sich der Verfasser keine Geschichte in nachösterlicher Glaubens-Vision (was das auch sei) aus den Fingern gesaugt hat. Er hat im aufgeklärten Verstand der Propheten als früher Philosophie, wie der die Vegetatin verkörpernder, vormals so Vernunft zum Leben bringender Gottessöhne wie Osiris, Mithras... (deren Auferstehung) die reale Geschichte des jüdischen Wortes/der Weisheit/Vernunftbestimmung geschrieben und den denen der Gottessöhne (incl. Kaiserevangelium) entgegengestellt.
Denn dass dies im Diasproajudentum im allegorischen Verstand so bedacht wurde, dort bekanntlich der Kosmos nun der Tempel und neue Thora/Wort war, was Recht war jetzt in Natur/Sinn des Ganzen begründet wurde, ist bekannt. Auch wie dann in der weltgültigen Sinn-/Vernunftlehre (heute sagen wir Ökologie, rufen nach Weltvernunft, Ökologie des Menschen) die gottesbildfreie Bestimmung der Zukunft gesehen und von Josua, Jesus gesprochen wurde, ist historischer Fakt. Ebenso dass dies von den Schriftgelehrten, Hochpriestern wie von römischer Obrigkeit verurteilt wurde.