Der Codex Sinaiticus, ein
Bibelmanuskript aus dem 4. Jahrhundert, gilt als älteste vollständig
erhaltene Abschrift des Neuen Testaments. Beim Lesen des Codex fällt
auf, dass er ganz unterschiedliche Arten von Korrekturen enthält (im
Bild: Mk 1,1: Hinzufügung des Nomen sacrum „υυ θυ“, was für „υιου
θεου“ steht [Huiou Theou - Sohn Gottes], von mir hier mit rotem
Pfeil kenntlich gemacht).
Peter Malik hat in seinem
ausgezeichneten Artikel „The Earliest Corrections in Codex
Sinaiticus: A Test Case From the Gospel of Mark” diese Korrekturen
im Markusevangelium untersucht. Er unterscheidet bei den Korrektoren
vor allem zwei Schreiber: den sogenannten Schreiber A und Schreiber
D.
Schreiber A hat das Markusevangeliums
selbst von einer Vorlage abgeschrieben und berichtigt seine eigenen
Schreibfehler noch im Zuge des Abschreibens und Kopierens. Schreiber
D, der die Arbeit von Schreiber A möglicherweise im Anschluss,
jedenfalls zeitnah prüft, besitzt scheinbar eine etwas andere
Vorlage des Markusevangeliums und berichtigt deshalb Schreiber A
durch Hinzufügung einiger weniger Korrekturen.
Zusammenfassend lässt sich nach Peter
Malik sagen, dass die Schreiber um eine seriöse Arbeit bemüht
waren, auch wenn sie eine ganze Anzahl von Fehler unkorrigiert
ließen. „Ideologische“ Berichtigungen sind nicht ersichtlich.
Das Bemühen um die textgetreue Wiedergabe stand im Vordergrund.
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