Mittwoch, 19. März 2014

In der Schreibwerkstatt des Sinaiticus


Der Codex Sinaiticus, ein Bibelmanuskript aus dem 4. Jahrhundert, gilt als älteste vollständig erhaltene Abschrift des Neuen Testaments. Beim Lesen des Codex fällt auf, dass er ganz unterschiedliche Arten von Korrekturen enthält (im Bild: Mk 1,1: Hinzufügung des Nomen sacrum „υυ θυ“, was für „υιου θεου“ steht [Huiou Theou - Sohn Gottes], von mir hier mit rotem Pfeil kenntlich gemacht).

Peter Malik hat in seinem ausgezeichneten ArtikelThe Earliest Corrections in Codex Sinaiticus: A Test Case From the Gospel of Mark” diese Korrekturen im Markusevangelium untersucht. Er unterscheidet bei den Korrektoren vor allem zwei Schreiber: den sogenannten Schreiber A und Schreiber D.

Schreiber A hat das Markusevangeliums selbst von einer Vorlage abgeschrieben und berichtigt seine eigenen Schreibfehler noch im Zuge des Abschreibens und Kopierens. Schreiber D, der die Arbeit von Schreiber A möglicherweise im Anschluss, jedenfalls zeitnah prüft, besitzt scheinbar eine etwas andere Vorlage des Markusevangeliums und berichtigt deshalb Schreiber A durch Hinzufügung einiger weniger Korrekturen.

Zusammenfassend lässt sich nach Peter Malik sagen, dass die Schreiber um eine seriöse Arbeit bemüht waren, auch wenn sie eine ganze Anzahl von Fehler unkorrigiert ließen. „Ideologische“ Berichtigungen sind nicht ersichtlich. Das Bemühen um die textgetreue Wiedergabe stand im Vordergrund.

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