Freitag, 28. Februar 2014

Machttaten (dunameis), jedoch niemals Zeichen (sêmeia) und Wunder (terata)


Das Markusevangelium macht eine strikte Unterscheidung zwischen Machttaten (δυνάμεις - dunameis) einerseits sowie Zeichen (σημεῖα - sêmeia) und Wundern (τέρατα - terata) andererseits. 

„Jesus spürte eine Kraft von sich ausgehen“
via writeousrhema.wordpress.com
Während der markinische Jesus von Gott legitimierte Machttaten/Krafterweise (δυνάμεις - dunameis) erbringt, sind es falsche Christusse und falsche Propheten, die Zeichen (σημεῖα - sêmeia) und Wunder (τέρατα - terata) wirken.

Der Begriff Kraft/Macht (δυναμις – dunamis) bzw. Machttaten/Krafterweise (δυνάμεις - dunameis) begegnet uns im Markusevangelium 10 Mal, Zeichen (σημεῖα – sêmeia) 5 Mal und Wunder (τέρατα – terata) ein Mal. Eine Übersicht:


1. Kraft/Macht (δυναμις) und Machttaten/Krafterweise (δυνάμεις - dunameis)

Mk 5,30 Und Jesus spürte sogleich an sich selbst, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war, und wandte sich um in der Menge und sprach: Wer hat meine Kleider berührt?
Mk 6,2 Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er das? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche mächtigen Taten, die durch seine Hände geschehen?
Mk 6,5 Und er konnte dort nicht eine einzige Machttat tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte.
Mk 6,14 Und es kam dem König Herodes zu Ohren; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; darum tut er solche mächtigen Taten.
Mk 9,1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.
Mk 9,39 Jesus aber sprach: Hindert ihn nicht. Denn niemand, der eine Machttat vollbringt in meinem Namen, wird mich bald schmähen.
Mk 12,24 Da sprach Jesus zu ihnen: Ist's nicht so? Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes.
Mk 13,25 Aber zu jener Zeit, nach dieser Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Mk 13,26 Und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Mk 14,62 Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.

In Mk 12,24 benennt Markus die "δυναμις" als „Kraft“ Gottes. Jesus erscheint in Mk 5,30 als ihr Träger. Sie bezeichnet zunächst einmal im Einklang mit dem altgriechischen Gebrauch nur die Fähigkeit bzw. die Potenz, etwas zu bewirken. Die Verwendung des Begriffes „δυνάμεις“ für konkrete Taten und Handlungen könnte eine markinische Neuschöpfung zu sein, wohl um sich an Paulus` Begrifflichkeit als einem Schlagwort anzulehnen.


2. Zeichen (σημεῖα – sêmeia) und Wunder (τέρατα – terata)

Mk 8,11 Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
Mk 8,12 Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden!
Mk 13,4-5 Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das alles vollendet werden soll? Jesus fing an und sagte zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe!
Mk 13,22 Denn es werden sich erheben falsche Christusse und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, sodass sie die Auserwählten verführen würden, wenn es möglich wäre.

Beachtung verdienen vor allem Mk 13,4-5 sowie Mk 13,22. Auf die Frage (und Begier) der Jünger nach einem Zeichen warnt Jesus sie: „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe!“ Denn nicht der markinische Jesus, sondern falsche Propheten und falsche Christusse wirken „Zeichen und Wunder“, die die Gläubigen verführen könnten.


Ironischerweise hat der Redaktor, der das unechte Markusende (Mk 16,9-20) anfügte, diese markinische Unterscheidung zwischen „δυνάμεις“ und „σημεῖα“ nicht verstanden oder mit Absicht nicht beachtet. Die von ihm in Mk 16,17 genannten „Gläubigen“, denen „Zeichen“ (σημεῖα – sêmeia) folgen, erscheinen deshalb genau als die in Mk 13,22 erwähnten „falschen Christusse und falschen Propheten“.

2 Kommentare:

  1. Die aktuell erschienene neue Einheitsübersetzung der katholischen Kirche verwendet nun "Machttat" statt Wunder. Die "Luther 2017" konnte sich erwartungsgemäß nicht vom "Wunder" lösen. Zuvor beharrend auch die Zürcher 2007.

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    1. Danke für den Hinweis. Die Einheitsübersetzung wird mir immer sympathischer.

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