Freitag, 9. Dezember 2016

Mk-Text: Markusevangelium griechisch/deutsch


1) Einführung
 
Mit etwas gemischten Gefühlen stelle ich hiermit eine von mir selbst besorgte Interlinearübertragung des Markusevangeliums online. Einerseits hoffe und glaube ich, dass eine solche Übertragung hilfreich sein könnte, wenn man gern zu einem bestimmten Vers wissen möchte, wie und was Markus denn nun „genau“ schrieb. Andererseits bin ich mir sicher, dass man diese gewünschte „Genauigkeit“ letztendlich immer verfehlt. Der hier eingestellte deutsche Text ist keine „Übersetzung“, sondern soll im Idealfall den griechischen Text mit deutschen Worten oder Umschreibungen widerspiegeln.


2) Interlinearität

In dieser Übertragung entsprechen sich jeweils ein griechisches Wort und ein deutsches Wort bzw. jeweilige Wortzusammensetzungen. Falls ein griechisches Wort notwendigerweise mit zwei deutschen Wörtern wiederzugeben ist, habe ich diese entweder mit Bindestrich verbunden oder gegen die deutsche Grammatik ohne Leerzeichen zusammengeschrieben. Im umgekehrten Fall stehen ein Leerzeichen, ein Bindestrich und ein weiteres Leerzeichen zwischen den Wörtern. Grammatische und sinngebende Füllwörter sind in Klammern gesetzt. Das Zeichen <-> zwischen zwei deutschen Wörtern bedeutet, dass diese im griechischen Text in genau umgekehrter Reihenfolge stehen.


3) Konkordanz

Ich habe mich bemüht, sehr viele Wörter konkordant zu übersetzen, das heißt für gleiche oder stammverwandte griechische Wörter ein jeweils gleiches oder stammverwandtes deutsches Wort zu finden.

Diese Vorgehensweise scheint mir persönlich bei einer Vielzahl von Wörtern sinnvoll, um Zusammenhänge im Markusevangelium zu verstehen. Man kann beispielsweise feststellen, dass das griechische Verb „ζητέω“ (suchen) und das mit diesem stammverwandte Wort „συζητέω“ im Markusevangelium regelmäßig eine manchmal mehr oder weniger negative Bedeutung haben und dass Markus diese Wörter anscheinend mit Bedacht gewählt hat, damit dem Leser dieser etwas „negative“ Beigeschmack des Wortes im Lauf der Lektüre bewusst wird. Aus diesem Grund habe ich das Wort „συζητέω“ durchgängig und in Entsprechung zum Wort „suchen“ mit dem Wort „untersuchen“ wiedergegeben, was auf den ersten Blick irritierend sein kann, aber in der Bedeutung des Wortes nicht weniger falsch oder richtig ist, als die in klassischen Übersetzungen verwendeten Begriffe „streiten“, „befragen“, „einander fragen“, „sich besprechen“, „überlegen“, „diskutieren“ oder „untereinander reden“. Wer so freundlich ist, von meiner Übertragung Gebrauch zu machen, sollte sich nur stets bewusst sein, dass der gewählte Begriff „untersuchen“ von vornherein keine „gute Übersetzung“ sein will, sondern nur dazu dient, dass griechische Wort „συζητέω“ und dessen Verwandtschaft mit dem Wort „ζητέω“ (suchen) widerzuspiegeln. Dies gilt für eine Vielzahl von Wörtern.

Konkordante Übertragungen haben meines Erachtens ihre Grenzen und können wegen des unterschiedlichen Bedeutungsgehalts von griechischem und deutschem Wort auch sinnlos werden. Meines Erachtens ist dies zum Beispiel bei Präpositionen der Fall. Ich habe deshalb vorerst darauf verzichtet, alle Wörter und Wortgruppen konkordant zu übertragen und auch im Einzelfall davon abgesehen. Möglicherweise habe ich es sowieso bereits etwas zu sehr übertrieben und die jetzige Fassung bedarf einer Glättung.


4) Wortsinn

Klassische Übersetzungen pflegen häufig einen normalisierenden Sprachgebrauch und vermeiden zuweilen auch allzu „ungewöhnliche“ Wörter und Schilderungen. Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicherlich, wenn Jesus dem Blinden bei Bethsaida in die Augen „spuckt“ (Markus 8:23). Eine ganze Reihe von Bibelübersetzungen umschreibt dies zartfühlend, etwa mit „benetzte ihm die Augen mit Speichel“ wie die Neue Genfer Übersetzung. Ich habe mich in diesen Fällen stets für den wörtlichen Sinn entschieden.

So sagt Jesus bei der Austreibung des unreinen Geistes in der Synagoge von Kafarnaum nicht etwa „Verstumme!“ zu dem Dämonisierten, sondern „Maulhalten!“ (Markus 1:25) und bei der Speisung der 5000 lagern sich die Menschen nicht in „Gruppen“, sondern „Beet je Beet“ (Markus 6:40). Jedem sei versichert, dass es wörtlich so dasteht - um nur zwei Beispiele zu nennen.


5) Grundtext

Der von mir verwendete griechische Grundtext ist sehr nah mit den international anerkannten Grundtexten verwandt und enthält nur wenige, zu vernachlässigende Abweichungen. Ich will hier nicht die Klassiker (wie etwa Markus 1:1, 1:41, 16:9-20) erwähnen, sondern zwei andere der wenigen Abweichungen, damit der Leser weiß, womit er zu rechnen hat.

Gegen die NA 28 und eine Reihe moderner Übersetzungen tendiere ich konservativ dazu, in Markus 7:24 die Erwähnung von „und Sidon“ nach „Tyrus“ eher für original zu halten.

Andererseits neige ich zu der etwas kühnen Annahme, dass der Codex Sinaiticus gegen alle anderen Manuskripte und modernen Textfassungen für Markus 13:10 den Vorzug verdient und das Original des Markusevangeliums nicht lautete wie etwa die Schlachter 2000 („Und allen Heidenvölkern muß zuvor das Evangelium verkündigt werden.“), sondern sinngemäß: „Und allen Heidenvölkern, zuerst dem jüdischen Volk muss das Evangelium verkündigt werden.“ - „πντα τ θνη πρτον λαν“


Meine Textfassung kann für nicht kommerzielle Zwecke gern frei verwendet und beliebig bearbeitet werden. Fehler bitte ich zu entschuldigen.



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