In der Regel wird die Frage im Hinblick auf drei Textstellen diskutiert.
11:23 Amen, das sage ich euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen.
13:1 Als Jesus den Tempel verließ, sagte einer von seinen Jüngern zu ihm: Meister, sieh, was für Steine und was für Bauten! 2 Jesus sagte zu ihm: Siehst du diese großen Bauten? Kein Stein wird auf dem andern bleiben, alles wird niedergerissen.
14:57 Einige der falschen Zeugen, die gegen ihn auftraten, behaupteten: 58 Wir haben ihn sagen hören: Ich werde diesen von Menschen erbauten Tempel niederreißen und in drei Tagen einen anderen errichten, der nicht von Menschenhand gemacht ist.
a) Es gibt zwar auch Theologen, die trotz des ausdrücklichen Hinweises auf die „falschen Zeugen“ in Markus 14:57 mutmaßen, dass der „historische Jesus“ den Satz gesagt hat, jedoch besteht im Rahmen einer getreuen Auslegung des Markusevangeliums natürlich keine Grundlage für diese Spekulation.
b) Zum Vers 11:23 wird von einigen Autoren erwogen, dass der dort angesprochene „Berg“ der Tempelberg sei und der „Sturz ins Meer“ eine Metapher für seine Zerstörung. Ich teile diese Meinung deshalb nicht, weil der Ort des „Berges“ in vielen biblischen Schriften ein mit besonderer Bedeutung versehener Ort ist. Seit Abraham, Moses und Elia steht der „Berg“ für einen Ort der Gottesnähe und der göttlichen Offenbarungen. Es muss daher m.E. jeweils geprüft werden, wie ein biblischer Autor mit diesem traditionell geprägten Thema in seiner Schrift umgeht. Auch für das Markusevangelium gilt, dass dem „Berg“ eine besondere Bedeutung zukommt. Er ist jedoch abgesehen von einer kleinen Ausnahme (Mk 5:5) thematisch stets mit den Jüngern verknüpft, so vor allem der Berg der Berufung der Zwölf, der Berg der Verklärung und der Ölberg. Im Gegensatz hierzu erwähnt Markus an keiner Stelle, dass der Tempel auf einem Berg steht.
2) Es bleiben aus meiner Sicht daher nur die Verse 13:1-2 als ernsthaft in Betracht kommende Textstelle übrig und 99,99 % aller Bibelwissenschaftler gehen davon aus, dass Jesus mit ihnen die Zerstörung des Tempels ankündigt. Das Argument dagegen stammt vom amerikanischen Gelehrten Yaron Eliav und lautet wie folgt: