Literatur ist Geschmackssache. Man kann schlecht über sie streiten. Mich selbst aber beeindrucken vor allem vier neutestamentlicher Schriftsteller: Markus als großer Erzähler, Johannes als findiger Metaphernschmied, der 1. Petrusbrief mit seinem geschliffenen und verbindlichen Stil und Paulus.
Paulus wird häufig nur als Theologe wahrgenommen und die poetischen Stücke seiner Briefe, wie das Hohelied der Liebe oder der Philipperhymnus, als Einfügungen, die von einer anderen Hand stammen. Dabei wird meiner Meinung nach übersehen, dass Gedankenführungen bei Paulus in häufigen Fällen rhythmisch gestaltet sind.
Der Rhythmus entsteht vor allem sprachlich durch Wiederholungen von Wörtern oder einzelner Wortgruppen und gedanklich durch wiederkehrende Gegenüberstellungen und Aufzählungen sowie Untergliederungen des Textes. Ich habe dazu vier kleine Textstücke rausgesucht und sie in eine Form gesetzt, die hoffentlich das Gespür für die Rhythmik erleichtern könnte.
In Galater 1:1 sind sowohl Wortwiederholungen („Menschen“) und Gegensätze (Mensch <-> Jesus Christus) zu finden. Zudem spielt Paulus mit den griechischen Präpositionen „apo“ und „dia“, wobei die erste im Wort „Apostel“ als Vorsilbe auftaucht.