Freitag, 3. Juni 2016

Salome


nach H. Twena via jerusalemperspective
1) In der Regel wird das Neue Testament natürlich christlich ausgelegt. Die Erzählung vom Tanz der Salome und der Enthauptung von Johannes dem Täufer stellt vielleicht die berühmteste Ausnahme dar. Seit vielen Jahrhunderten beschäftigen sich auch Künstler, Schriftsteller, Philosophen und Musiker mit diesem Stoff aus dem Markusevangelium.

In gewissem Sinn konkurrieren die christliche und die künstlerische Deutung miteinander und die säkulare Interpretation scheint wohl aktuell das mehrheitliche Verständnis der Erzählung zu dominieren. Jeder kennt Salome als die „gefährliche femme fatale“. Eher „gefährlich normal“ wirkt dagegen das Porträt der älteren Salome, das die Designerin Helen Twena auf Grundlage einer gut erhaltenen, um 56-57 n.Chr. geprägten Münze nachempfunden hat.

Die beiden Interpretationen, sowohl die christliche als auch die künstlerische, haben zu einer ikonenhaften Darstellung geführt. 

Lovis Corinth, 1899
Oscar G. Rejlander, 1855
Die christliche Darstellung erinnert mit den sogenannten Johannes-Schüsseln an das Martyrium des Täufers. 

Hingegen prägten vor allem die Künstler des Fin de Siècle unser Bild von der erotisch-grausamen Salome.