Teil 2 – Waren die Christen wirklich unschuldig ?
Die Ergebnisse meiner kleinen Recherche möchte ich zugleich unter dem Blickwinkel betrachten, inwieweit sie ihrer Quelle Tacitus „treu“ geblieben sind und zwar hinsichtlich zweier Grundannahmen:
- an der Brandverursachung trugen die Christen keine Schuld
- wegen ihrer Schandtaten waren sie jedoch beim Volk verhasst und deshalb geeignete Sündenböcke
Teil 1
Etwa 20 Jahre ist es her, dass ich mich etwas vertiefter für die frühe
Geschichte des Christentums zu interessieren begann. Anlass hierzu war
genau diese Frage. Ich überlegte damals, ob die Christen in den Augen
Neros wirklich glaubhafte „Sündenböcke“ für den Brand von Rom im Jahr 64
hätten abgeben können oder ob der auf uns gekommene Bericht des Tacitus
nicht eher zweifelhaft ist. In den Annalen 15, 44 heißt es: “Um also
dieses Gerücht niederzuschlagen, schob Nero die Schuld auf andere und
belegte mit den ausgesuchtesten Strafen jene Menschen, die das Volk
wegen ihrer Schandtaten hasste und Christen nannte.“ Mich interessierte
damals nicht, ob Nero wirklich den Brand legte, ob die Christen dies
taten oder wie auch immer er ausgebrochen war, sondern nur die Frage
nach der Tauglichkeit der Christen als „Sündenböcke“.