Im Jahr 1951 erhielt Pär Lagerkvist den Nobelpreis für Literatur. Bei der Preisverleihung würdigte man vor allem seinen Roman „Barabbas“, eine Erzählung über jene Gestalt in den Evangelien, die auf Veranlassung des Volkes freigelassen wird, während über Jesus das Urteil der Kreuzigung ergeht. Im Markusevangelium dürfte Barabbas hingegen nicht als handelnde Person, sondern lediglich als eine Projektionsfigur charakterisiert worden sein.
1) Die Handlung setzt in Lagerkvists Roman unmittelbar nach der Freilassung des Barabbas ein. Ein ihm unerklärliches Gefühl drängt Barabbas, Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung nachzugehen. Er verfolgt das Geschehen bis zu Jesus’ Tod, erlebt dabei die im Markusevangelium geschilderte Finsternis und beobachtet auch die Grablegung. Nachdem Barabbas von der angekündigten Auferstehung erfährt, wacht er die Nacht über am Grab: „Dass der Tote nicht von den Toten auferstehen würde, wusste er natürlich, aber er wollte es mit eigenen Augen sehen …“ Mit dem ersten Sonnenstrahl ist der Stein plötzlich beiseite gewälzt. Barabbas ist zunächst bestürzt, redet sich dann aber ein, dass der Stein wohl schon vor seinem Kommen weg und auch das Grab bereits leer war.
In Lagerkvists Erzählung ist Barabbas nicht nur ein Verbrecher, sondern auch ein Ungläubiger und ein einsamer, finsterer Mann, den das Erlebte aus der Bahn wirft. Er gibt sein früheres Räuberdasein auf, verharrt aber in Lethargie ohne einen neuen Lebenssinn zu finden oder gar eine Familie zu gründen. Nach wie vor drängt es ihn, weitere Umstände über Jesus zu erfahren, und er sucht Kontakt zu dessen Jüngern. Sein weiteres Leben ist von dieser ihm selbst unerklärlichen Suche und seiner finsteren Einsamkeit bestimmt, ohne dass er zum Gläubigen wird. Schließlich gelangt er als Sklave mit seinem zurückkehrenden Herrn nach Rom. Als Nero die Stadt anzündet, erschallt zugleich der Ruf, dass dies die Christen getan hätten. In wirrem Taumel glaubt Barabbas, dass Jesus wiederkehre, sein Reich auf Erden aufrichte und Rom zerstören werde. Dieses eine Mal, so beschließt Barabbas, will er Jesus helfen! Er verbreitet das Feuer weiter, indem er brennende Scheite in unzählige Häuser wirft und so erst den großen Brand entfacht. Er wird gefasst und neben vielen unschuldigen Christen gekreuzigt. „Als er den Tod nahen spürte, den Tod, vor dem er immer so große Angst gehabt hatte, sagte er in das Dunkel hinein, als spreche er zu ihm: Dir befehle ich meine Seele an.“