Teil 2 – Der markinische David als
Vorläufer von Jesus
1) Im ersten Teil dieses Beitrags
sollte deutlich geworden sein, dass das Abjatar-Problem eine
anachronistische Fragestellung ist. Sie resultiert aus unserem
modernen Pro und Contra zu angeblichen „Irrtümern“ in der Bibel.
Markus selbst hatte kein Abjatar-Problem. Die Figur, die ihn in
erster Linie interessierte und auf die er in Mk 2,25-26 Betonung
legte, war David und nicht Abjatar. Meines Erachtens wird man das
Abjatar-Problem deshalb nicht lösen, solange man nicht zu verstehen
versucht, welches Bild Markus von David zeichnete.
König David tanzt via wikimedia.org |
David wird im Markusevangelium an vier
Stellen erwähnt: in Mk 2,25-26 (Abjatar-Stelle), in Mk 10,47-48
(Bartimäus ruft nach Jesus, dem „Sohn Davids“), in Mk 11,10
(Einzug in Jerusalem mit dem Pilgerruf: „Gelobt sei das Reich
unseres Vaters David ...“) und in Mk 12,35-37 (Frage nach dem
Davidssohn). Die letzten drei Stellen betreffen David nicht direkt,
sondern Jesus, die Hoffnungen der Pilger und den Messias. Nur in der
Abjatar-Szene in Mk 2,25-26 steht David selbst als Gestalt im
Mittelpunkt. Hier haben wir also die markinische
David-Interpretation.
Markus´ Davidserzählung im Kontext
des Evangeliums
2) Wie interpretiert Markus in Mk
2,25-26 nun den großen und legendären König David, der Israel nach
dem alttestamentlichen Bericht einte und in ein glorreiches Zeitalter
führte?
- David leidet Not und hungert
(Leidensmoment und Niedrigkeitsstatus wie Jesus)
- David dringt in das Haus Gottes ein und isst die Schaubrote (Missachtung der Priester- und Tempelautorität wie Jesus)
- David gibt die Brote auch denen, die bei ihm sind (so auch Jesus´ Brotspeisungen der 5000, 4000 und der Jünger beim letzten Abendmahl)